Der Sommer ist aus ayurvedischer Sicht eine Jahreszeit, die unserem Körper viel abverlangt. Während wir in diesen heißen Tagen vielleicht in Urlaubsstimmung sind und die Sonne genießen wollen, erhöht sich in unserer Umgebung das Pitta-Dosha. Unser Körper verlangt nach einem Ausgleich, weshalb Agni, unser „inneres Feuer“ – also der Stoffwechsel – reduziert arbeitet. Aus diesem Grund ist unsere Verdauungskraft im Sommer geschwächt, Aktivitäten fallen schwer, wir haben nur ein geringes Hungergefühl.
Die drei Dosha-Typen Vata, Pitta und Kapha gehen auf sehr unterschiedliche Weise mit der Hitze des Sommers um. Während Vata-Typen schnell frieren und die Hitze des Sommers daher sehr genießen, ist der Sommer für Pitta-Typen, denen von sich aus schnell warm wird, anstrengend. Kapha-Typen finden den Sommer meist angenehm, insbesondere wenn die Hitze trocken ist.
Hier sechs Tipps, wie wir trotz der Trägheit und starken Hitze gut ayurvedisch durch den Sommer kommen:
1. Den Körper nicht überhitzen lassen
Ein logischer Tipp, sollte man meinen. Doch nur allzu oft wollen wir die Sonne soweit auskosten wie nur möglich. Natürlich ist es schön, sich auf einer Sonnenliege zu entspannen und sich dabei zu bräunen. Doch wir sollten darauf achten, dass unser Kopf dabei möglichst kühl bleibt, ihn im Schatten lassen oder einen hübschen Sonnenhut tragen.
Die direkte Sonneneinstrahlung tut nicht gut. Nach dem Sonnenbad können auch ayurvedische Kräuteröle auf die Haut aufgetragen gut tun, wenn diese Pitta-reduzierende Wirkung haben, z.B. mit Inhaltsstoffen wie Sesamöl oder Sandelholz. Auch Kokosöl eignet sich hervorragend, um der Haut kühlende Linderung zu verschaffen. Ein wichtiger Tipp besonders für Menschen mit Pitta-Dosha, deren Haut sehr anfällig für Hautirritationen und Sonnenbrand ist!
Am besten meiden wir die stärkste Sonneneinstrahlung von zehn Uhr morgens bis drei Uhr mittags.
Wir sollten uns im Sommer auch nicht verausgaben. Gute Aktivitäten in dieser Jahreszeit sind leichte Spaziergänge in der Natur (an schattigen Plätzen!) oder Schwimmen. Wir sollten unserer Haut die Möglichkeit geben, sich zu beruhigen und sie morgens mit einem ayurvedischen Massageöl zum Pitta-Ausgleich einölen. Das sorgt für Abkühlung.
2. Ayurvedisches Sonnenbaden leicht gemacht
Wir sollten während des Sommers darauf achten, uns nicht zu sehr der Sonne auszusetzen. Wer trotzdem gerne die Sonne genießen will, für den empfiehlt sich ein Spaziergang in der Sonne zum Sonnenaufgang. Währenddessen stimulieren die leichten Sonnenstrahlen das Sadhaka-Pitta, ein Subdosha des Pitta, das für Freude und Glücksgefühle sorgt. Die leichten Sonnenstrahlen des frühen Morgens sorgen zusätzlich für die Produktion von Vitamin D, das unsere Knochen stärkt.
3. Ayurvedische Ernährungstipps für den Sommer
Auch in punkto Ernährung sollten wir einen Ausgleich zum Pitta-Dosha schaffen. So empfiehlt es sich, zu frühstücken bevor die Sonne zu heiß und unser Körper zu träge wird. „Heiße“ Nahrungsmittel sollten im Sommer gemieden werden. Außerdem alles, was sauer oder salzig ist, sollte ebenfalls im Sommer gemieden werden. Stattdessen konzentrieren wir uns besser auf die Geschmacksrichtungen herb, bitter und süß. Diese schaffen eine Balance zu Pitta.
Da unser Agni nur träge arbeitet, sollten wir versuchen, tatsächlich nur dann zu essen, wenn wir auch Hunger haben. Naschereien sollten gemieden werden, da sie zur Trägheit beitragen.
Besonders gut eignen sich im Sommer aus ayurvedischer Sicht leichte Speisen, z.B. Gemüsereis, leichte Suppen, Salate und Obst. Vor allem Nahrungsmittel wie Gurken, Spargel, Kürbis, Mandeln, Möhren oder Zucchini sind im Sommer zu empfehlen. Es sollten nur leichte Gewürze Verwendung finden, wie etwa Fenchel, Koriander, Safran oder Zimt.
Verzichtet werden sollte im Sommer vor allem auf Tomaten, Rettich, Zwiebeln, Mais, Quark, Früchte wie Zitronen oder Grapefruit, Honig sowie Gewürze, die traditionellerweise Pitta angehören wie Chili, Kümmel oder Pfeffer.
4. Ayurvedische Getränketipps für den Sommer
Viel trinken während des Sommers und bei starker Hitze ist etwas, das wir aus Instinkt oft schon von selbst tun. Durch das Schwitzen verlieren wir viel Wasser und müssen diesen „Vorrat“ wieder auffüllen.
Aus ayurvedischer Sicht sollten kalte Getränke allerdings vermieden werden, so erfrischend sie auch scheinen mögen. Lediglich Menschen, die ein sehr hohes Pitta-Dosha besitzen, können hin und wieder auch während großer Hitze kalte Getränke zu sich nehmen.
Wichtig ist, dass dies jedoch niemals zum Ende einer Mahlzeit hin geschehen sollte, denn dies reduziert die Kraft unseres Stoffwechsels. Empfehlenswert sind in dieser Zeit insbesondere Lassis (Getränk hergestellt aus Wasser und Joghurt), die mit Pitta-reduzierenden Gewürzen wie Zimt und Kardamom verfeinert werden können.
Frische Säfte aus Obst oder gerne auch Pfefferminztees sind sehr gut im heißen Sommer geeignet. Vermieden werden sollten in dieser Zeit alle Getränke, die das Pitta nur unnötig anregen, wie Kaffee, schwarzer Tee oder alkoholische Getränke.
5. Meditations- und Atemübungen gegen die Hitze des Sommers
Um sich selbst abzukühlen und der sommerlichen Hitze entgegen zu wirken, eignen sich Meditations– und Atemübungen besonders gut. So beispielsweise die Atemübung „Sitali“ oder deren abgewandelte Form „Sitkari“. Viele kennen „Sitali“ als „Zungenröllchen“, das manch einer aus genetischer Veranlagung heraus nicht machen kann. Daher gibt es dazu auch die zweite Variante „Sitkari“.
Für beide Pranayama setzen wir uns aufrecht hin und schließen die Augen. Für „Sitali“ stecken wir die Zunge leicht vor und rollen sie so ein, dass die Zungenmitte unten an unserem Gaumen liegt und die Seiten der Zunge oben schauen. Dann atmen wir langsam die Luft über die Zunge ein und spüren dabei die kühlende Wirkung. Die Ausatmung erfolgt über die Nase.
Wer die Zunge nicht rollen kann, kann die gleiche Übung mit „Sitkari“ machen. Dabei legen wir die Zungenspitze an die oberen Schneidezähne und öffnen den Mund ganz leicht, sodass die Luft auch hierbei über die Zunge einströmen kann. Ausatmen funktioniert wieder über die Nase. Das Ganze wiederholen wir 10 bis 20 Mal. Durch diese Übung kühlen wir uns nicht nur ab, sondern erzielen innere Ruhe, Entspannung und eine Drosselung unseres Hungergefühls.
Wichtig zu wissen: Diese Übung sollte nur während heißer Temperaturen durchgeführt werden. Vata- und Kapha-Typen sollten während der Winterzeit darauf verzichten!
6. Zur Monsun-Zeit in Indien oder auf Sri Lanka kuren
Eine Ayurveda-Kur eignet sich im Grunde zu jeder Jahreszeit. Gerade aber der Sommer und die Monsun-Zeit sind aus ayurvedischer Sicht sehr gut geeignet für eine Kur in Indien oder auf Sri Lanka. Das liegt insbesondere daran, dass die Heilkräuter, die für die Anwendungen Verwendung finden, zur Monsun-Zeit ihr volles Potential und ihre ganze Heilkraft entfalten können. Durch die feuchte und staubfreie Luft, die uns umgibt, werden unsere Poren geöffnet und wir können die heilenden Öle während einer Ayurveda-Massage viel besser aufnehmen und verarbeiten. Und ein weiterer, wichtiger Faktor ist, dass zur Monsun-Zeit nicht so viele Touristen in Indien oder auf Sri Lanka unterwegs sind. Eine Kur zu dieser Jahreszeit ist also ein echter Geheimtipp!
Für alle, die die Ruhe suchen und in einer familiären und dennoch professionellen Atmosphäre kuren wollen, empfiehlt sich das kleine und persönlich geführte Sithnara Ayurveda Resort an der Südspitze Sri Lankas. Ich war bereits einige Male in diesem besonderen Ayurveda-Juwel und zähle es zu meinen liebsten Ayurveda-Häusern. Nicht zuletzt aufgrund des wunderbaren Teams und der kompetent und individuell durchgeführten Ayurveda-Kuren. Besonders traumhaft ist es Yoga auf der Dachterrasse mit Blick auf den direkt darunter liegenden Ozean zu praktizieren. Eine wahrhaftige kleine Oase für Körper, Geist und Seele!
Herzlichen Dank an Marina, die als Gastautorin diese super Sommertipps aus dem Ayurveda zusammengestellt hat. Bei diesen Temperaturen werde ich einige der sechs Tipps gerne selbst ausprobieren! Mehr über das Thema Ernährung und Ayurveda auf Yogastern findest du hier.
Über die Gastautorin Marina Wagner:
Marina Wagner ist Ayurveda- und Ernährungsberaterin. Sie arbeitet beim Ayurveda- und Yoga-Reiseveranstalter NEUE WEGE, wo sie die Kunden in allen Fragen rund um Ayurveda und Reisen nach Sri Lanka berät.
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ein sehr toller Beitrag! ich habe erst vor kurzem das kühlende Pranayama kennengelernt, da ich die Zunge nicht für Sitali rollen kann mache ich Sitkari … und bei heißen Temperaturen trinke ich besonders gerne Kokoswasser und essen wasserhaltige Früchte wie Melonen!
<3 Tina
https://liebewasist.wordpress.com/
Liebe Tina,
vielen Dank für deine Tipps :-) Melonen gibt es bei uns zur Zeit auch fast jeden Tag zu essen!
Ich kann meine Zunge übrigens auch nicht rollen und mache daher Sitkari, das funktioniert auch super bei den sommerlichen Temperaturen.
Liebe Grüße
Stefanie