Lohnt es sich, Yogakurse bei den Krankenkassen bzw. der Zentralen Prüfstelle Prävention zertifizieren zu lassen? Diese Frage wird mir immer wieder gestellt, sogar mehrmals jeden Monat. Übrigens erst gestern von einer Kollegin, die meine Meinung zum Ja oder Nein hinsichtlich der Zertifizierung ihres Kinderyogakurses hören wollte. Da die Frage nach den Krankenkassen-Kursen in den letzten Jahren so viele meiner Weiterbildungsteilnehmerinnen oder Yogalehrer-Kolleginnen beschäftigt hat, schreibe ich nun diesen Blogartikel: als Wegweiser und Entscheidungshilfe für dich!

Soll ich oder soll ich nicht?

Dieser Artikel ist für dich, wenn du noch ein Fragezeichen im Kopf hast und unentschlossen bist, ob sich der Aufwand lohnt. Denn mal Hand aufs Herz: Wer möchte als Yogalehrerin schon super gerne Büroarbeit machen und sich mit der doch sehr bürokratischen Zentralen Prüfstelle Prävention (kurz ZPP) herumschlagen…?

Ich spreche da aus eigener Erfahrung: Denn was ich an meinem Beruf wirklich liebe, ist es, jede Woche zu unterrichten und auszubilden. Und das alles am liebsten in Präsenz mit wunderbaren Menschen im Yogaraum.

Was nervt am Yogaberuf!

Was mich dagegen tierisch nervt: Wenn ich bei der Kommunikation mit der ZPP noch nicht einmal die bürokratische Sprache verstehe. Ich teile gerne mal meine letzte Erfahrung: Da wollte ich meinen wöchentlichen Online-Yogakurs zertifizieren lassen, den ich auf Grund der Sonderbedingungen während der Pandemie fast drei Jahre lang online statt in Präsenz unterrichten konnte. Denn vor Ort-Kurse waren uns ja eine lange Zeit verboten oder nur mit der Hälfte der Kurs-Teilnehmer erlaubt. Nun bringe ich wirklich einiges an Erfahrung mit, denn seit 2017 sind meine verschiedenen Yogakurse nunmehr krankenkassenzertifiziert. Doch diese fast 6-jährige Erfahrung mit der ZPP hat mir in diesem Fall nicht weitergeholfen.

Mein Weg zur Zertifizierung meines Online-Konzepts

Ich habe auf meinen Zertifizierungsantrag für mein Kurskonzept eine vierseitige Nachforderung seitens der ZPP bekommen!! Ich konnte es kaum fassen, was sie alles zu bemängeln hatten und habe mir die Mail ausgedruckt. Zum Glück gibt es bei der ZPP eine Hotline mit – wenn du Glück hast – sehr freundlichen und kompetenten Mitarbeitern, die dir weiterhelfen können oder auch mal die ZPP- Sprache „übersetzen“ können. Damit man als Laie versteht, was überhaupt gemeint ist.

Insgesamt habe ich über vier Monate gebraucht, bis ich es endlich geschafft hatte, alle Bedingungen zu erfüllen und alles richtig zu beschreiben. So viel zum langen Atem…

Das brauchst du, um Yogakurse bei der ZPP zertifizieren zu lassen

Du brauchst auf jeden Fall einen langen Atem, etwas Ehrgeiz, die Zertifizierung zu erreichen und viel Durchhaltevermögen. Ich bringe das alles mit, denn Yoga ist schließlich mein Hauptberuf. Meine langjährigen, treuen Schüler freuen sich genauso wie neue Yogaschüler über die Teilnahmebescheinigung, die sie dann nach der letzten Kursstunde von mir bekommen. Diese bekommen sie allerdings nur, wenn sie regelmäßig dabei waren. Das bedeutet: mindestens 80 Prozent Anwesenheit, also z.B. 6 von 8 Terminen oder 8 von 10 Terminen.

Wenn ich dann bei meinen Teilnehmerinnen nachfrage, wer was erstattet bekommt, dann herrscht hier überhaupt keine Einheit. Gefühlt kocht jede gesetzliche Krankenkasse ihr eigenes Süppchen. Die einen erstatten zwei Präventionskurse á 75 Euro pro Jahr. Andere wiederum bezuschussen 80 Prozent des Yogakurses, aber nur einmal im Jahr. Und wieder andere zahlen den ganzen Yogakurs, also 100 Prozent. Ich hatte auch schon eine Teilnehmerin, die insgesamt 300 Euro pro Jahr für Yogakurse erstattet bekam.

Was ist mit privat versicherten Teilnehmern?

Meine Erfahrung mit privat versicherten Teilnehmern ist, dass nur ganz wenige einen Yogakurs pro Jahr als Präventionsmaßnahme erstattet bekommen. Die allermeisten bekommen überhaupt keinen Yogakurs erstattet. Ich hoffe, das ändert sich irgendwann, denn Yoga ist genial zum Stressabbau, zur Steigerung des Wohlbefindens und gut für die Gesundheit.

Warum kommen die Teilnehmer in deine Yogakurse?

Ich bin besonders dankbar über alle Teilnehmerinnen, die in meine Yogakurse kommen: weil ihnen Yoga guttut, weil ihnen meine Kurse gefallen oder weil sie gerne in ihre Gesundheit investieren. Denn meiner Meinung nach ist Yoga eine super Investition in die Gesundheit und damit auch eine hervorragende Prävention.

Mein Fazit: Für wen es sich lohnt und für wen eher nicht

Wann lohnt es sich nun für dich als selbstständige Yogalehrerin, deine Kurse nach dem Präventionsprinzip Entspannung bei der ZPP in Deutschland zertifizieren zu lassen?

  • JA: Wenn es dir persönlich wichtig ist, deinen Yogaschüler:innen zumindest 1-2 mal pro Jahr einen günstigen oder gar kostenlosen Yogakurs zu schenken (denn es gibt auch ein paar Krankenkassen, die 100 Prozent des Yogakurses bezahlen). Informiere dich, ob du eine mindestens 500-stündige Yoga Ausbildung hast, die den Kriterien der ZPP entspricht. Achtung: Viele Yogastile werden von der ZPP überhaupt nicht für die gewünschten Hatha-Yoga-Präventionskurse anerkannt. Dazu gehören z.B. auch Anusara Yoga, Kundalini Yoga oder Yin Yoga. Auch kraftvolle Yogastile wie Ashtanga Yoga, Power oder Vinyasa Yoga gehören aktuell nicht zu den gewünschten Yogastilen. Vielmehr ein entspanntes Hatha-Yoga zur Förderung der Entspannung. Schließlich sollen sich die Teilnehmer:innen beim Yogakurs erholen, zur Ruhe kommen und möglichst viel Stress abbauen.
  • Ein klares NEIN: Wenn du nur nebenberuflich 1-2 Yogastunden pro Woche gibst. Denn dafür ist der bürokratische Aufwand einfach zu hoch. Damit meine ich nicht nur den Aufwand, den du hast, um endlich alle Kriterien zu erfüllen und schließlich die Prüfung deines Antrags einleiten zu können. Ich meine damit auch das regelmäßige Führen der Teilnehmerlisten, das Verschicken oder Verteilen der gewünschten Teilnehmer-Handouts, das Ausfüllen und Ausdrucken der Teilnehmerbescheinigungen etc.
  • Ein NEIN: Wenn du jetzt gerade mit deiner Situation als Yogalehrerin glücklich bist, dabei deine Stunden frei und kreativ gestaltest, ohne dich an eine starre Struktur oder ein festes Konzept zu halten. Ich vermute, dass für kreative Freigeister das ganze Prozedere eine Qual wäre…
  • Ebenfalls NEIN: Wenn du ausgebucht bist als Yogalehrerin, d.h. deine Klassen voll sind und du gut von deiner Tätigkeit als Yogalehrerin leben kannst. In diesem Fall mache genauso weiter wie bisher – denn du scheinst auf jeden Fall etwas richtig zu machen und tolle Yogastunden zu geben, sodass die Teilnehmer gerne zu deinen Kursen kommen ;-)
  • JEIN – Ich bin manchmal selbst hin und hergerissen: Einerseits freue ich mich für meine Teilnehmerinnen, wenn sie Geld von ihrer Krankenkasse zurückbekommen. Schließlich haben sie etwas für ihre Gesundheit getan, sind regelmäßig in den Yogakurs gekommen und haben dabei hoffentlich viel Stress abgebaut. Das Prinzip Prävention finde ich gut, denn wir sollten hinsichtlich der Gesundheit viel mehr in die Prävention investieren als erst auf den Moment zu warten, in dem es zu spät ist und wir krank werden. Andererseits wünsche ich mir als Yogalehrerin am liebsten Teilnehmerinnen, die in meinen Kurs kommen, weil es ihnen guttut oder gut gefällt und nicht, weil sie im Anschluss Geld von der Krankenkasse dafür bekommen. Verstehst du den Zwiespalt? Hier kannst du dich fragen: Wie sieht deine Wunschteilnehmerin aus, warum kommt sie zu dir ins Yoga und was ist ihr wichtig?

Was du noch wissen solltest

Rezertifizierung der Kurse

Eine Zertifizierung von einem Yogakurs hält nicht ewig, sondern ist für drei Jahre gültig. Du musst dich somit für die verschiedenen Yogakurse regelmäßig darum kümmern. Ich selbst habe z.B. nicht nur ein Konzept zertifizieren lassen, sondern mehrere: meinen Hatha Yogakurs, Yoga für Schwangere, Yoga nach der Schwangerschaft, Yoga für Kinder und Yoga für Jugendliche. Für jeden Kurs gibt es extra Anforderungen, die zu beachten sind.

Nach drei Jahren kannst du deinen Kurs für weitere drei Jahre rezertifizieren lassen. Das bedeutet, du reichst noch einmal alles ein: die Stundenkonzepte, die Teilnehmerunterlagen, deine Qualifikation, etc.

Kleiner Tipp: Informiere dich auf der Webseite der ZPP, ob du gegebenenfalls etwas ändern musst, z.B. im Fall, dass der Leitfaden der ZPP inzwischen verändert oder angepasst wurde. Wenn alles glattgeht, wird dann die Zertifizierung für deinen Yogakurs verlängert.

Sonderfall Onlinekurs

Beim Online Yogakurs, den die ZPP „Hatha Yoga Live Onlineseminar“ nennt, gilt die Zertifizierung nur für ein Jahr. Um eine Rezertifizierung zu erhalten, wurde hier eine weitere Hürde geschaffen: Du brauchst über 32 Teilnehmer, die einen Fragebogen nach der Kursteilnahme ausfüllen. Ich kenne schon eine Yogalehrerin, die daran gescheitert ist und so den Kurs nur ein Jahr lang angeboten hat.

Hilfe vom BDYoga

Vielleicht bist du Mitglied im BDYoga, dem Berufsverband der Yogalehrenden in Deutschland? Der Verband bietet für seine Mitglieder inzwischen auch verschiedene Kurs-Konzepte an z.B. auch für den Online-Yogakurs, für den du dann nur noch eine Kurseinweisung machen musst. Sie kümmern sich auch um den Fragebogen und die Auswertung von diesem. Das macht das Ganze natürlich viel einfacher… so sparst du viel Zeit und Nerven.

Wenn du dich nun dazu entschlossen hast, dass deine Yogakurse krankenkassenzertifiziert sein sollen, dann lese hier in meinem Artikel, welche Bedingungen du dafür erfüllen musst und wie das mit der Zertifizierung bei der ZPP funktioniert.

Wie auch immer du dich entscheidest: Ich wünsche dir viel Erfolg dabei und viel Freude beim Yoga unterrichten. Wenn du eine Frage zum Artikel hast, schreibe mir oder nutze die Kommentarfunktion unter dem Artikel.

Ich hoffe, dieser Artikel beantwortet einige deiner Fragen und kann dir auf deinem Entscheidungsweg weiterhelfen. Gerne kann ich dich auch mit einer Business Coachingstunde dabei unterstützen, die richtige Entscheidung für dich herauszufinden und zu treffen. Schreibe dazu gerne an: info@yogastern.de oder buche dir über diesen Link einen Telefontermin mit mir: https://calendly.com/yogastern

Empfehlung aus meinem Netzwerk: Wenn du gerne in der Gruppe gemeinsam die Zertifizierung deiner Yogakurse angehen möchtest, dann kannst du im Phoenix Yoga an dem Workshop “Gesundheitsförderung, Stressbewältigung und Prävention” teilnehmen. Referentin Svea Sauerborn-Plumin gibt dir einen Einblick in die erfolgreiche Konzeption und Zertifizierung von Präventionskursen.

Namaste,
Deine Stefanie


Bildnachweise: Titelbild, 2. Foto von oben, 3. Foto von oben: © Marina Holland | 1. Foto von oben: © Max Merget

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