Am Wochenende habe ich mit ein paar befreundeten Yogalehrern den Film “Der atmende Gott. Reise zum Ursprung des modernen Yoga” angeschaut. Ich war schon sehr neugierig auf diesen Dokumentarfilm von Jan Schmidt-Garre über die Reise zum Ursprung des modernen Yoga.

Nachdem ich für meine Ausbildung zur Yogalehrerin mehrere Bücher unter anderem über das Leben und Yoga von Krishnamarcharya gelesen habe, wie “Yoga. Gesundheit von Körper und Geist. Leben und Lehren Krishnamacharyas” von T.K.V. Desikachar, aber auch “Yoga Rückkehr zur Einheit. Integration von Körper, Atem und Geist” von A.G. Mogan oder “Über Freiheit und Meditation. Das Yoga Sutra des Pantañjali” von T.K.V. Desikachar, war ich gespannt auf die alten Archiv-Bilder in den Film “Der atmende Gott” und was die Kinder von Krishnamarcharya zu erzählen haben.

Trailer zum Film

Die DVD „Der atmende Gott – Reise zum Ursprung des modernen Yoga“ von Jan Schmidt-Garre von Ascot Elite Home Entertainment ist für 15,99 Euro im Handel erhältlich. Einen kleinen Eindruck bekommt ihr, wenn ihr in den Trailer hineinschaut:

Die Story: Der atmende Gott

Weltweit praktizieren Millionen Menschen das moderne Yoga, das auf den Gott Shiva zurückgeht, der sage und schreibe 84 Millionen Haltungen beherrschte. Unser modernes Yoga ist aber auch eine Erfindung bzw. Entwicklung des 20. Jahrhunderts und hat ihren Ursprung bei dem Gelehrten Krishnamacharya. Diese Geschichte ist aber weniger bekannt als die des Gottes Shiva. Der Regisseur des Dokumentarfilms macht sich auf die Suche nach den Wurzeln des Yoga und spricht mit einigen der bedeutendsten Yogalehrern unserer Zeit wie B.K.S. Iyengar, dem Schwager von Krishnamacharya.

Bei dem faszinierenden Interview mit B.K.S. Iyengar erfährt man, dass Krishnamarchaya buchstäblich mit eiserner Hand unterrichtet hat, so dass viele seiner Schüler fortgelaufen sind. B.K.S. Iyengar selbst erzählt, welche Angst er vor den Schlägen seines Meisters hatte. Er schlug so fest, dass er einige Tage gebraucht habe, um sich von einer Ohrfeige zu erholen. Außerdem erzählt Iyengar, wie er Hanumanasana (den Spagat) für eine Yogaaufführung lernen sollte. Krishnamacharya erklärte dazu nur „Ein Bein vor, eines zurück. Du kannst das schon!“ Daraufhin hat sich Iyengar beim Üben des Spagats eine Muskelzerrung zugezogen, die er zwei Jahre lang habe auskurieren müssen. Seine Ausbildung bei Krishnamacharya dauerte nur kurz, da er schon bald nach Pune geschickt wurde, um dort in dessen Namen eine Yogaschule zu eröffnen. Seine Zweifel, dass er nach der kurzen Ausbildung noch nicht bereit dazu sei, ließ der Meister nicht gelten. „Ich war sein Schwager, mit mir konnte er das ja machen“, sagt Iyengar in die Kamera.

Mein Fazit

Sehr anschaulich ist auch die Yogapraxis, die der Regisseur und Autor selbst von den großen Yogalehrern gezeigt bekommt. K. Pattabhi Jois bringt Jan Schmidt-Garre den “Sonnengruß” bei, von B.K.S. Iyengar lernt er den Kopfstand und Sribhashyam lehrt ihn schließlich die geheime “Life Saving Yoga Session” seines Vaters, die auch auf der zweiten DVD und auf dem Inlet der DVD-Box erklärt werden.

Mir ist währends des Films unangenehm die Lautstärke in Indien aufgefallen: überall in jedem Yogastudio und bei allen Schauplätzen ist z.B. das Hupen der Autos und Mofas zu hören. Da scheint es mir schwierig zur Ruhe zu kommen und die Realität und den Trubel um sich herum zu vergessen. Allein schon beim Film schauen haben mich diese vielen Hintergrundgeräusche gestört. Gut gefallen hat mir hingegen die Musikauswahl, die sehr passend zu den jeweiligen Situationen, Emotionen und auch den früheren, Zirkus-artigen Yogavorstellungen ausgewählt wurde.

Ähnlich wie bei dem Blogger Hans Deutzmann, der ausführlich die kritischen Aspekte des Films beleuchtet, blieb auch bei mir ein unangenehmes Gefühl zurück. Der Dokumentarfilm zeigt interessante Aspekte über die Geschichte des Yoga und gleichzeitig auch die harte Lebenswirklichkeit in Indien. “Der atmende Gott” hat mich vor allem zum kritischen Nachdenken über Yoga angeregt und ich war froh, dass wir uns im Anschluss in kleiner Runde über unsere Eindrücke austauschen konnten. Mit dem modernen Yoga im Westen und vielen Aspekten der Yogaphilosophie hat das Yoga in “Der atmende Gott” scheinbar wenig gemeinsam, das vor allem die körperlichen Asanas beleuchtet, die teilweise nur mit Hilfsmitteln oder hartem Training erreicht werden können.

Habt ihr den Film auch schon gesehen? Wenn ja, bin ich sehr gespannt auf eure Meinung und freue mich über eure Kommentare.

Namasté, Stefanie

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2 Comments

  1. Lily März 9, 2013 at 5:36 pm - Reply

    Liebe Stefanie,

    ich habe mir die Doku zu Weihnachten geschenkt und liebe besonders das komplette Interview mit Iyengar auf der Zusatz-DVD. :) Er verbindet für mich den Respekt für die Individualität und Intelligenz des Körpers mit der notwendigen Konzentrationsfähigkeit und Disziplin im positiven Sinne.

    In diesem Sinn beeindruckt hat mich auch der immer hörbare Lärm. Wie die Kinder Krishnamacharyas in diesem Lärm in aller Seelenruhe yogieren, ist doch sehr beeindruckend für mich! Und ist nicht das ein Nebeneffekt von Yoga: Ruhe und Frieden in der Unruhe zu finden? (Einer meiner Lehrer hat mich mal angeregt, ab zu in total hektischen Umgebungen zu üben, um meiner ach-so-yogische Ruhe mal auf den Zahn zu fühlen. Schlauer Mann.)

    Etwas schockiert hat mich ehrlich gesagt Patthabi Jois. Ich respektiere seine Lehre. Aber wie er da westliche Knie und Hüften in einen Lotus ‘zwingt’, finde ich erstaunlich. Jede/r Yogi/ni vermittelt in dieser Doku seine Schule auf andere Weise und diese Vielfalt gefällt mir. Aber Jois’ Unterricht erscheint mir da wirklich schockierend unbeteiligt. Oder sehe ich da was falsch? Krishnamacharya war doch bekannt für hochindividualisiertes Yoga (ab einem gewissen Zeitpunkt seiner Karriere) – hat Jois das einfach über Bord geworfen? Oder kommt seine Art zu unterrichten nur im Film so mechanisch rüber?

    Ich mag die Doku, sie ist rätselhaft, definitiv romantisch, mit einigen Ecken und Kanten.

    Ich grüß dich herzlich,
    Lily

    • Lily März 9, 2013 at 5:38 pm - Reply

      Entschuldigung, das sollte unromantisch heißen!

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