In diesem Gastbeitrag beschreibt Heidi Ham, wie sie dazu kam, Yoga für Krebserkrankte anzubieten:
„Puh, was ist das denn wieder für eine neumodische Verbindung? Was kommt denn noch alles?!“ Diese Aussage habe ich gehört, als vorbeigehende Messebesucher auf der Yoga World in Stuttgart letztes Jahr unseren Messestand lieber ignoriert haben, als sich zu erkundigen. Ähnlich im Bekanntenkreis „Bist du sicher, dass du DAS willst?“ oder so ähnlich lauteten die Kommentare als ich von meinem Herzensprojekt erzählt habe.
Ich selbst habe gar kein Krebs – und dafür bin ich sehr dankbar! Allerdings hatte ich vor gut 20 Jahren eine Vorsorgeuntersuchung, die mich dazu brachte noch vor meinem 30. Geburtstag die Gebärmutter entfernen zu lassen. Ich kenne das Gefühl der Ungewissheit, wenn man auf die Ergebnisse wartet. Oder wie es sich anfühlt, wenn man beim Arzt sitzt und auf das Gespräch über die weitere Behandlung wartet. Was da alles im Kopf abläuft, welche Szenarien sich das Gehirn zurechtlegt.
YOGAundKREBS Weiterbildung
Daher war es nur logisch für mich, dass ich meiner Kollegin im Büro Unterstützung zusagte, als sie die Frauenselbsthilfegruppe nach Krebs Bad Mergentheim gründete. Aber statt der von mir angedachten „normalen“ Yogastunde für einen guten Zweck, bin ich auf Wunsch des Vorstands dann Anfang 2019 bei Gaby Kammler (weitere Infos www.yoga-und-krebs.de) in Köln gelandet und habe die Weiterbildung zum YOGAundKREBS Trainer absolviert.
Das war eine so wundervolle Weiterbildung, für die ich Gaby immer dankbar sein werde. Sie hat mich auf allen Ebenen verändert.
Worum geht es bei YOGAundKREBS?
Personen mit onkologischen Erkrankungen machen Erfahrungen, da kommt ein gesunder Mensch nicht drauf! Von den oben beschriebenen Ängsten und Gefühlen mal abgesehen.
Man rennt von Arzt zu Arzt, zum Physiotherapeuten, zur Reha, zur Wassergymnastik, Therapie usw. Aber eigentlich hat man gar nicht die Kraft und Energie dafür – und oft auch nicht mehr die emotionale Stabilität.
Ein normaler Sonnengruß ist für manche dann schon fast so viel verlangt wie die Besteigung des Matterhorns!
In meiner Ausbildung bei Gaby Kammler haben betroffene Teilnehmerinnen genau davon berichtet. Wie es sich anfühlt mit den ständigen ärztlichen Behandlungen, keine Kraft und keinen Antrieb zu haben oder von den vielen körperlichen Beschwerden, die diese Behandlungen und Therapien oft mit sich bringen.
YOGAundKREBS bietet ein einzigartiges Konzept, das aus dem medizinischen Wissen über Krebserkrankungen sowie den Erkenntnissen des Yoga resultiert.
In jeder Phase der Therapie oder auch danach begleitet dieses Konzept Betroffene wunderbar und ist auf die besonderen Bedürfnisse (physisch und emotional) zugeschnitten.
In speziellen Übungen unterstützen wir YogaundKREBS Trainer die Teilnehmer unserer Kurse darin, gegen die gängigsten Nebenwirkungen selbst etwas zu tun.
Hilfreiche Yogaübungen
Bei den Yogaübungen wird mit speziellen Übungen der Lymphfluss angeregt, Verspannungen von Fehlhaltungen gelockert, verklebtes Narbengewebe sanft gelöst und vieles mehr…
Getreu des Mottos „Selbst handeln statt behandelt zu werden!“.
Das bringt nicht nur körperliche Verbesserung bei den Betroffenen in Bezug auf Linderung von Beschwerden, mehr Kraft, Flexibilität und Mobilität, sondern berücksichtigt auch die Symptome von Fatigue, Lymphödemen oder Osteoporose. Außerdem fördert es das Gefühl und das Vertrauen in den eigenen Körper. Gibt somit auch emotional mehr Stabilität und vermindert Ängste.
Aber Asanas, die für uns gesunde Yogis problemlos bewältigt werden können, sind für die Teilnehmer dieser speziellen Kurse vielleicht (noch) nicht machbar oder sogar Kontraproduktiv! Daher wählen wir die Übungen für unsere Stundenkonzepte entsprechend aus.
Das ist auch der Grund, warum es auch so wichtig ist vor dem Kursbeginn zu wissen wer die Teilnehmer sind und in welcher Phase der Therapie sie sich gerade befinden. Dabei frage ich auch ab, wie das allgemeine Befinden ist und worauf ich achten muss (Narben, Port, usw.).
In der Ausbildung selbst gab es neben jeder Menge medizinischem Wissen über Krebs, Anatomie und dem aktuellen Stand der Wissenschaft auch sehr viele Empfehlungen, Ratschläge und Tipps, wie wir das Konzept umsetzen, zu unserem eigenen Ding machen und in unseren eigenen Stil integrieren können.
Mantras zur Entspannung
Aber auch die emotionale und energetische Ebene wird angesprochen.
So kommen neben Atemübungen, Meditationen und positiven Affirmationen auch Mantras zum Einsatz. Wir singen gemeinsam und berühren so auch die emotionale Ebene. Mantras geben Ruhe und sorgen für Entspannung… und die wiederum sorgt für ein allgemein besseres Wohlbefinden.
Die Gruppe kann in einem geschützten Rahmen üben. Da ist es zum Beispiel überhaupt nicht schlimm die Perücke mit der Jacke draußen an der Garderobe zu lassen.
Das fördert das Selbstbewusstsein, aber auch das Gemeinschaftsgefühl unter den Teilnehmern, die sich vor oder nach den Stunden auch austauschen können (sofern gewünscht) und nicht mehr das Gefühl haben müssen alleine zu sein mit ihren Einschränkungen, Befindlichkeiten, Problemen, Ängsten und Sorgen.
Mein Start in das Herzensprojekt
Im Juli 2019 hatte das Team der Frauenselbsthilfegruppe Bad Mergentheim in Creglingen ein Power Camp organisiert. Dazu kamen über 30 Teilnehmer*Innen aus ganz Deutschland.
Während dieses Power Camps habe ich so viele starke Frauen kennengelernt, die die Krise Krebs auch als Chance sahen und sogar dankbar sind für einige Erfahrungen – allerdings nie auf die körperlichen Nebenwirkungen. Wir hatten so unglaublich viel Spaß, Lebensfreude und positive Energie. Es gab an diesem Wochenende viele Workshops und ich habe erstmals im Rahmen dieser Veranstaltung selbst YOGAundKREBS Stunden angeboten.
Die Resonanz war umwerfend. Einige Teilnehmerinnen dieses Wochenendes haben sofort gefragt wann mein erster Kurs startet.
Mein erster YOGAundKREBS Kurs
Mein erster Kurs im Oktober 2019 war dann auch sehr schnell ausgebucht. Der 3. Kurs läuft gerade (bzw. ist von Corona-Einschränkungen gerade auf Eis gelegt), der 4. Kurs hat schon die ersten Anmeldungen. Die Nachfrage und der Bedarf sind definitiv da und sogar bei uns auf dem Land groß.
Akribisch habe ich mich vorbereitet und Stunden konzipiert, die die Bedürfnisse meiner Teilnehmerinnen berücksichtigten. Das schafft nochmal eine intensivere Verbindung zu den Teilnehmerinnen als bei einer „normalen“ Yogastunde.
Freude und Dankbarkeit
Von den Rückmeldungen der Teilnehmerinnen bin ich ganz überwältigt. Sie drücken mir ihre Freude und Dankbarkeit aus. Erzählen, wie gut Yoga tut, welche Verbesserungen sie spüren. Viele haben sich schon gewünscht diesen Kurs als Dauerkurs laufen zu lassen und nicht nur als 5-wöchige Kurse. Daran arbeite ich jetzt gemeinsam mit der Frauenselbsthilfegruppe und den offiziellen Stellen. Ich suche auch die Zusammenarbeit mit dem örtlichen Krankenhaus und den Ärzten und Physiotherapeuten unserer Gegend, die dieses Angebot auch absolut super finden. Vielleicht tut sich ja etwas im Laufe des Jahres.
Diese herzliche Resonanz hat mein Herz noch weiter geöffnet als die Ausbildung zum YogaUndKrebs-Trainer oder meine Ausbildung zur Yogalehrerin – und ich dachte schon das geht nicht mehr weiter auf.
Es erfüllt mich zutiefst, meinen Teilnehmerinnen etwas Gutes zu tun, sie in ihrem täglichen Kampf gegen die Beschwerden zu unterstützen und dabei zu sehen mit welcher Freude und Dankbarkeit sie immer wieder kommen.
Über die Autorin Heidi Ham
Mein Name ist Heidi Ham (50), ich bin verheiratet und habe eine Tochter. Wir leben im „Lieblichen Taubertal“ in Lauda-Königshofen. Nach meiner Ausbildung zur Yogalehrerin im Jahr 2015 habe ich sofort mit dem Yogaunterricht begonnen. Inzwischen unterrichte ich fast täglich Yoga mit ganzer Leidenschaft. Da ich weiß, wie gut Yoga mir bei meinen körperlichen und seelischen Problemen geholfen hat, möchte ich meine Leidenschaft für Yoga und Meditation sowie die Erfahrungen die ich in über 35 Jahren Sport über Muskeln und meinen Körper gewonnen habe, an meine Yogaschüler weitergeben.
Alle Infos und Filme zu YOGAundKREBS findest du auf: www.yoganamaste.de
Vielen Dank liebe Heidi für diesen wundervollen Gastartikel!
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Liebe Heidi, einfach WOW! Ich bin auch Yogalehrerin und Kinderyoga Lehrerin…. – und erst vor einer Woche habe ich ein Familienmitglied aus dem engsten Kreis durch Krebs verloren!
Ich hab gerade Tränen in den Augen und spüre einen Ruf in meinem Herzen : Menschen in dieser Situation mit Yoga zur Seite zu stehen!
Ich lebe in Österreich, gibt es auch hier die Möglichkeit sich zu diesem Thema ausbilden zu lassen?
Ich hab das Gefühl, das wird mein Herzensthema!
Ich wünsche dir alles Liebe auf deinem weiteren Weg!
Danke für deine Inspiration!
Liebe Nina
Die Ausbildung zum Yoga und Krebs Trainer gibt es auch in München.
Schau doch bitte mal auf der Seite von Gaby Kammler vorbei, da findest du alle Termine und Infos. E gibt aktuell auch eine Online Ausbildung wegen Corona.
Gaby hilft dir da gerne weiter.
Liebe Grüße und Namaste
Heidi
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