Spätestens seit März 2020 befindet sich die Welt und Deutschland eingeschlossen im erklärten Ausnahmezustand aufgrund der Coronakrise. Nie zuvor dagewesene Einschränkungen des öffentlichen und wirtschaftlichen Lebens wurden verordnet. So etwas gab es noch nie zuvor und zu Recht reagierten viele Menschen geschockt. 

Mittlerweile ist fast schon ein Jahr vergangen und weiterhin bestimmt Unsicherheit den Alltag: Ist es sicher, zu verreisen? Kann ich ins Restaurant gehen? Ins Büro? Gerade sind wir mitten im zweiten Lockdown. Es ist kaum möglich, vorherzusagen, was die kommenden Monate bringen werden. 

Mantras zu chanten kann dir helfen, mit Unsicherheiten umzugehen und der Situation im Außen mit innerer Stärke zu begegnen.

Wie gehe ich mit Unsicherheit um?

Beobachte dich selbst: Wie gehst du mit Unsicherheit um? Welche Gefühle werden bei dem Gedanken an die Zukunft bei dir ausgelöst? Frage dich auch, ob sie wirklich etwas mit dem aktuellen Zustand zu tun haben, oder ob Erinnerungen aus der Vergangenheit getriggert werden. 

Die meisten von uns sind durch die Coronakrise mit Nachteilen und Einschränkungen konfrontiert – manche mehr, manche weniger. Für mich persönlich hat das Reiseverbot meine Pläne komplett durcheinander gebracht. Auf einmal stand ich ohne Wohnung und ohne Job da. Nach einem ersten Schockmoment habe ich realisiert, dass ich reagieren muss. Habe eine Wohnung gesucht und Selbständigkeit angemeldet. Im Nachhinein bin ich sogar dankbar für die Monate, die ich durch die Coronakrise zum Organisieren und Neuaufstellen hatte.

Zudem nehme ich aktuell wahr, dass durch die weltweite, allgemeine Unsicherheit der Druck zum Planen weg ist. In der Vergangenheit habe ich gerne und oft Pläne geschmiedet und Schritt für Schritt aufgeschrieben, was ich in den nächsten Wochen, Monaten und Jahren tun muss, um meine Ziele zu erreichen. Einerseits ist wahrscheinlich etwas Gutes daran, denn diese Pläne haben mir Motivation gegeben. Andererseits kennt es sicher auch jeder, dass oft genug etwas dazwischenkommt und die Dinge nun mal nicht so laufen, wie wir sie geplant haben. Dann muss man flexibel sein, um auf die neuen Herausforderungen zu reagieren. 

Sicherheit ist eine Illusion

Die Wahrheit ist, dass jede Art von Sicherheit eine Illusion ist. In Vers 2.9 der Yoga Sutras heißt es „Unsicherheit ist das angeborene Gefühl der Angst vor dem, was kommen wird. Es betrifft sowohl die Unwissenden als auch die Weisen.“ Alles befindet sich im konstanten Wandel und nichts ist vorhersehbar. Selbst mit einem perfekt ausgearbeiteten Lebensplan kann in jedem Moment etwas passieren, das diesen Plan zunichte macht. In gewisser Weise liegt darin bestätigt unser größtes Vertrauen. In unserem Innersten wissen wir um die Unsicherheit – und planen und leben unser Leben trotzdem. 

Es braucht allerdings auch Vertrauen, sich Herausforderungen zu stellen, zum Umlenken bereit zu sein und daran zu glauben, dass sich am Ende eine Lösung finden wird. Ob Coronakrise oder nicht – im Außen werden immer Dinge geschehen, die außerhalb unserer Kontrolle liegen. Es liegt allein in deiner Verantwortung, wie du darauf reagierst. 

„Go with the flow“

Wichtig ist dabei anzumerken, dass alle Emotionen erlaubt sind. Ich möchte nicht sagen, dass du ein emotionsloser Stein werden sollst, an dem alles abprallt. Es ist vollkommen okay und normal, Angst und Unsicherheit zu verspüren, wenn man das Gefühl hat, dass nichts mehr unter Kontrolle ist und aus den Fugen gerät. In den Yoga Sutras steht geschrieben, dass Gedanken und Gefühle ständig veränderlich sind – sie sind reaktiv, reagieren auf äußere Umstände, und sind daher ständig im Wandel begriffen. Tatsächlich musst du diese Emotionen sogar zulassen, um sie anschließend loszulassen. Und dann bist du innerlich und geistig frei, um dich auf das Neue einzulassen, flexibel und immer wieder neu. Das ist die Bedeutung von „going with the flow“.

Mantras: So kann Yoga helfen

Das Schöne am Yoga ist, dass es so vielfältig ist und es für fast jede Situation Hilfsmittel gibt. Yoga ist eine Vielfalt von Instrumenten und Techniken, die über Jahrtausende überliefert wurden und erwiesenermaßen hilfreich für die mentale Gesundheit und körperliches Wohlbefinden sind. Eine dieser Techniken ist das Singen von Mantras. Um Mantras zu benutzen, brauchst du nicht viel Hintergrundwissen. Rezitiere die Mantras still in Gedanken oder singe laut mit, höre Mantra-Invokationen als Hintergrundmusik oder benutze eine Malakette, um das Mantra 108mal zu wiederholen. 

Versuch dich an den folgenden Mantras und sei dabei aufmerksam und bewusst. Spür in dich hinein und beobachte, was sie mit dir und deinem Inneren machen.

Om Gam Gamapataye Namaha

Dieses Mantra ist dem Hindu-Gott Ganesha gewidmet. Er ist leicht an seinem Elefantenkopf zu erkennen. Ganesha wird als gnädig, gütig, humorvoll, verspielt und klug beschrieben. Seine Eigenschaften sind für einen Gott sehr menschlich. Er ist auch als der Glücksgott, der Entferner von Hindernissen und der, der Erfolg und Arbeit schenkt bekannt. Das Rezitieren des Mantras erleichtert, von Altem loszulassen und sich einem Neuanfang zu öffnen.

Gayatri Mantra

Om bhurbhuvah svah

Tatsaviturvarenyam

Bhargo devasya dhimahi

Dhiyo yo nah pracodayat

Dies ist eines der ältesten und eines der wichtigsten Mantras. Für viele gläubige Hindus ist das Rezitieren des Gayatri das tägliche Gebet. Es ist an keine bestimmte Gottheit, sondern an die Sonne oder die eigene Mutter gerichtet – als Repräsentation der höchsten Schöpferkraft. Das Rezitieren oder Singen dieses Mantras aktiviert deine eigene Schöpferkraft. Du wirst tief in deinem Inneren daran erinnert, dass du deine Realität selbst kreierst. Am Besten ist es, das Mantra zum Sonnenaufgang zu rezitieren.

Om Sri Hanumate Namaha

Hanuman ist der Affengott des Hinduismus. Er verkörpert das höchste Bewusstsein oder Prana, die Lebensenergie. Hanuman ist bekannt als treuer Anbeter von Rama, einem anderen wichtigen Hindu-Gott. Hanuman wird als einfach und mitfühlend beschrieben, aber seine Hingabe und sein Vertrauen geben ihm auch Mut und Stärke. Das Rezitieren oder Hören des Mantras kreiert in dir die Lebensenergie Prana, verstärkt deine Abwehrmechanismen und lässt dich siegreich aus all deinen Sorgen und Problemen hervorgehen. Kindern wird oft zu dem Singen oder Rezitieren dieses Mantras geraten, um negative und ängstliche Gedanken zu vertreiben.

Anusara-Invokation

Om Namah Shivaya Gurave

Saccidananda Murtaye

Nisprapancaya Shantaya

Niralambaya Tejase

 

Dieses Mantra ist auch bekannt als das Glückseligkeits-Mantra. Es ist eine Einladung, das Göttliche um uns herum und in unserem Inneren wahrzunehmen und zu preisen. Beim Singen oder gedanklichen Rezitieren erinnert es uns daran, Demut vor und Vertrauen in den göttlichen Plan zu haben. In dieser Hinsicht ist es besonders geeignet für unsichere Zeiten.

Ajai Alai

Ajai Alai 

Abhai Abai 

Abhoo Ajoo

Anaas Akaas

Aganj Abhanj 

Alakh Abhakh 

Akaal Dyaal 

Alaykh Abhaykh 

Anaam Akaam 

Agaah Ataah 

Anaathae Pramaathae 

Ajonee Amonee 

Na Raagay Na Rangay 

Na Roopay Na Raykhay 

Akarmang Abharmang 

Aganjae Alaykhae

Dieses etwas längere Mantra hat für mich die gleiche Wirkung wie SOS-Tropfen aus der Apotheke. Wenn ich mich überfordert fühle oder einfach nicht mehr weiterweiß, singe oder höre ich dieses Mantra und fühle mich sofort besser. Die Sprache dieses Mantras ist nicht wie üblich Sanskrit, sondern Gurmukhi. Das Mantra löst mentale Blockaden auf und hilf dir, negative Gedankenspiralen zu durchbrechen. Singe oder höre dieses Mantra wann immer du dich schutzlos und schwach fühlst, und es wird dir sofort Trost und Hilfe spenden.

Viel Spaß beim Ausprobieren dieser Mantras.

Ich freue mich, wenn du die Erfahrungen, die du damit gemacht hast, mit mir z.B. als Kommentar teilst!

 

Bilder und Titelbild ©Joshua Miranda und andere / unsplash

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