Gibt es Schattenseiten des Yogalehrer-Berufs? Ja, in der Tat! Deswegen springe ich heute über meinen Schatten und rede über die Kehrseite meines Traumberufs. Mir ist es wichtig, dass angehende Yogalehrende zweimal nachdenken, bevor sie ihren Job kündigen, um mit ihrem eigenen Yogastudio durchzustarten. Denn auch die Yogawelt ist nicht nur rosarot. In diesem Blog-Artikel verrate ich dir, welche Herausforderungen dir bewusst sein sollten.

Licht und Schatten. Beides gehört zum Leben wie Tag und Nacht, hell und dunkel, eben Licht und Dunkelheit. Mir persönlich fällt es leicht, über die sonnigen Seiten meines Lebens zu sprechen. Ich teile gerne meine Freude, meine Glücksmomente und Dankbarkeit mit anderen. Doch natürlich gibt es die Schattenseiten des Yogalehrer-Berufs.

Vom Traumberuf zum Albtraum

Oft wird bei einer Yogalehrer Ausbildung versprochen, dass dies dein lang ersehnter Ausstieg aus dem Hamsterrad sein kann. In den letzten Jahren habe ich aber viele Yogalehrende aufgeben und scheitern sehen. Nicht immer und nicht für jeden ist der Beruf als Yogalehrer:in und eine Selbstständigkeit das Richtige und der gewünschte Ausstieg aus dem Hamsterrad.

Gerade in den letzten zwei Jahren während der Pandemie mussten so viele Yogalehrende aufgeben und ihre mit viel Liebe aufgebauten Yogastudios schließen. Das tut mir im Herzen weh. Vor allem, wenn es gesundheitliche oder finanzielle Gründe hatte, sodass ihr vermeintlicher Traumberuf zum Albtraum wurde. Daher möchte ich dir wichtige Dinge über die Schattenseiten des Yogalehrer-Berufs verraten, sodass du ein realistisches Bild vom Berufsalltag bekommst.


Erfahre im Video meine persönlichen Erfahrungen und Tipps:


Die fünf Schattenseiten des Yogalehrer-Berufs

1. Gesundheit vs. Krankheit

Nur wenn du selbst gesund bist, macht es richtig viel Freude Yoga zu unterrichten. Daher sei dir darüber im Klaren: Kannst du gut für dich und deine Gesundheit sorgen? Oder gibt es Zeiten im Jahr, in denen du regelmäßig mit einer Grippe, Erkältung oder etwas anderem flachliegst?

Sobald du krank oder auch nur leicht angeschlagen bist, kann es zur großen Herausforderung werden eine Yogastunde zu halten. Wenn es dir selbst gerade nicht gut geht, ist es schwer authentisch zu vermitteln, dass Yoga eine wunderbare Prävention und Gesundheitsvorsorge ist. Du bemerkst schnell: Wenn dein eigener Akku gerade leer ist, ist es viel schwerer selbst Energie zu geben und auch die Energie beim Unterrichten im Yogaraum zu halten. Ganz zu schweigen von schweren Krankheiten und Unfällen, bei denen du monatelang ausfällst. Das ist aber natürlich nicht planbar… Im Krankheitsfall eine Vertretung für dein Yoga-Angebot zu finden ist nicht immer leicht. Falls du keine findest, bedeutet das, dass du etwas absagen musst und somit keine Einnahmen hast, von denen du leben kannst.

2. Am Feierabend arbeiten

Du arbeitest und unterrichtest meist Yoga, wenn andere frei haben. Kannst du dir das vorstellen? Oder ist dir dein Wochenende heilig? Überlege dir ganz genau, ob du gerne abends und am Wochenende arbeitest. Denn der Yogalehrer-Beruf ist kein klassischer Bürojob, den du von 9 Uhr morgens bis 17 Uhr abends am Schreibtisch verbringst. Gerade wenn du lieber vormittags arbeiten möchtest, ist es sehr schwer, Yogaschüler zu finden, die genau dann Zeit haben und regelmäßig zu deiner Yogastunde kommen. Viel leichter füllen sich die Kurse abends oder auch am Wochenende. Auch Workshops, Ausbildungen oder Yoga-Retreats finden in der Regel am Wochenende statt. Ganz einfach aus dem Grund, da deine Yogaschüler:innen abends oder am Wochenende frei haben und in ihrer Freizeit gerne Yoga machen. Daher spüre mal ehrlich rein, ob sich das mit deinem Privatleben, mit deiner Partnerschaft, deiner Familie und deinem Biorhythmus verbinden lässt?

3. Mit Unsicherheiten leben

Jetzt mal Hand aufs Herz: Wie groß ist dein Bedürfnis nach Sicherheit? Wie risikobereit bist du? Denn gerade das kann auch den Ausschlag dafür geben, ob eine Selbstständigkeit als Yogalehrer:in das Richtige für dich ist. Als selbstständige Yogalehrerin bin ich mit sehr vielen Unsicherheiten konfrontiert, mal abgesehen von den letzten zwei Jahren Pandemie, wo viele ihre Yogastudios monatelang schließen mussten und nur online ihre Schüler erreichen konnten. Du weißt nie: Kommen genügend Teilnehmer:innen in meinen Kurs, melden sich genügend für mein Yoga-Retreat an oder muss ich irgendetwas absagen oder stornieren.

Ich musste während der Pandemie zwei ausgebuchte Yoga-Retreats absagen. Das fiel mir so schwer, da ich doch wusste, dass die Teilnehmer:innen genau das in dieser herausfordernden Zeit brauchen: Eine kleine Auszeit von ihrem Alltag zum Auftanken und Regenerieren. Manchmal geht es darum, Situationen anzunehmen, nicht aufzugeben und dranzubleiben. Wenn du leicht im Vertrauen sein kannst, dann wird es dir auch leichter fallen, mit den Unsicherheiten als selbstständige Yogalehrer:in zu leben.

4. Einsam statt gemeinsam

Als selbstständige Yogalehrer:in bist du oft Einzelkämpfer:in, stehst alleine vor der Klasse und kümmerst dich selbst um das Drumherum, z.B. die Vorbereitung der Stunde und des Kursraums, das Aufräumen und Putzen, das Beantworten von E-Mails.

Nicht jeder ist dafür geschaffen. Leider gibt es auf dem deutschen Yoga-Markt auch viel Konkurrenz, Eifersucht und Missgunst. Diese negativen Gefühle stecken wohl tief in uns Menschen und so ist es nicht für jeden selbstverständlich und einfach nette Kollegen, Vertretungen für die eigenen Kurse im Urlaubs- oder Krankheitsfall oder Partner für gemeinsame Projekte und Ideen zu finden.

Um dein Yogastudio am Laufen zu halten oder deine Kurse auch bei gesundheitlichen Pausen aufrecht zu erhalten, ist es wichtig dir ein Netzwerk aufzubauen. Suche dir Kooperationspartner für Ko-Kreationen oder um euch gegenseitig zu unterstützen. Denn Einzelkämpfer:in zu sein, kann auch ganz schön ermüdend sein.

5. Keine Zeit für deine eigene Praxis

Es kam bei mir in den letzten Jahren öfters vor, dass ich nur noch unterrichtet habe und meine eigene Praxis schleifen ließ. Ich weiß, dass es nicht sehr vorbildlich ist, aber es passiert ganz schnell: Manchmal habe ich 5-10 Yogastunden in der Woche unterrichtet, hatte aber für mich selbst noch nicht mal 60 Minuten Zeit. Nicht nur mir, sondern auch vielen Kollegen geht es im fordernden Alltag so, dass die Zeit knapp ist und man viel Selbstdisziplin braucht, um seine eigene Praxis nicht zu vernachlässigen. Den inneren Schweinehund zu überwinden und Yoga, Meditation, Atmung oder Yoga-Philosophie im Alltag leben, das ist für Yogalehrer:innen genauso wie für die Schüler eine tägliche Herausforderung.

Doch deine eigene Yogapraxis macht dich aus. Sie bringt dich persönlich auf deinem Yogaweg weiter und lässt dich Yoga am eigenen Körper erfahren. Inzwischen habe ich meine Zeiten und Routinen gefunden, Yoga in meinen Alltag besser zu integrieren, zu Kollegen in Yogastunden zu gehen und auch ein Yoga-Retreat nur für mich zu besuchen. Als meine beiden Kinder noch klein waren, war die Zeit dafür oft knapp. Ich erinnere mich daran, wie ich abends oft zu müde und zu schlapp war, um noch einmal auf die Yogamatte zu gehen. Vielleicht kommt dir das bekannt vor?

Wenn du genauso wie ich Mutter bist, dann finde Wege, deine Berufstätigkeit mit der Familie zu verbinden. Du kannst nur in deiner Balance bleiben und eine authentische Ausstrahlung als Yogalehrer:in erzielen, wenn du auch noch Zeit für Svadhyaya und Tapas findest: Die Selbstfürsorge, das Selbststudium und die Selbstdisziplin.

Manchmal gilt es herauszufinden, was wirklich das Richtige für dich ist. Lohnt es sich einen Babysitter zu engagieren, der auf dein Kind oder deine Kinder aufpasst, solange du Yoga unterrichtest? Bleibt da unter dem Strich überhaupt noch etwas übrig nach der Fahrtzeit, Vorbereitung, Versicherungen, Steuern und anderen Abzügen und Ausgaben?

Mein eigener Herzensweg

Als ich vor über 10 Jahren als Yogalehrerin gestartet bin, war es für mich genau so: Ich brauchte einen Babysitter, um unterrichten zu können, weil mein Mann in dieser Zeit selbst gearbeitet hatte. Auf diese Weise konnte ich Unterrichtserfahrung sammeln, aber finanziell gerechnet hat sich das überhaupt nicht. Ich bin ausschließlich an Erfahrung reicher geworden, was natürlich auch wertvoll ist ;-)

Damit du von deinem vermeintlichen Traumberuf auch langfristig leben kannst, beschäftige dich auch mit dem Thema Yoga & Business. Wenn du von einer Selbstständigkeit träumst, informiere dich vorab gut. Baue dir ein Herzbusiness auf, das zu dir passt und dir wirklich Freude bereitet. Wenn du mit Herz und Freude dabei bist und auch die Schattenseiten des Yogalehrer-Berufs dich nicht abschrecken, dann geh los und starte deinen Herzensweg.

Kommentiere gerne unter dem Artikel, wenn dir noch mehr Schattenseiten des Yogalehrer-Berufs einfallen: die du selbst erlebt hast oder die Freunde oder Kollegen erfahren haben. Ich freue mich auf den Erfahrungsaustausch.

Namaste,
deine Stefanie


P.S. Wenn du Hilfe brauchst, deinen Herzensweg zu finden oder herauszufinden, ob eine Selbstständigkeit das Richtige für dich ist, dann lass uns in Ruhe über dich und deine Situation sprechen. Als Business Coach und Mentorin helfe ich dir gerne weiter und begleite dich auf deinem Yogaweg. Buche dir dafür HIER ein kostenfreies Kennenlerngespräch.

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2 Comments

  1. Melanie Oktober 1, 2022 at 12:44 pm - Reply

    Danke liebe Stefanie für diese wertvolle Sicht mal aus einer anderen Perspektive.
    Oft sind wir so euphorisch am Anfang weil der Wunsch nach Erfüllung und Berufung ausleben so groß ist, das wir die Schattenseiten nicht sehen im ersten Moment.
    Ich stehe gerade vor einer berufliche Herausforderung und überlege ob ich den Job in der Kita der mir soviel Kraft raubt und mir meine Freude nimmt aufgebe und mich mit Kinderyoga selbständig machen könnte.
    Dein Artikel hat mich nochmal mehr zum nachdenken angeregt mich nochmal genauer zu fragen was ich wirklich will und wie mein Ziel aussehen soll.
    Danke dafür … Melanie

    • Stefanie Oktober 6, 2022 at 11:58 am - Reply

      Liebe Melanie,
      das freut mich sehr, dass ich dir noch mal eine andere Seite des Alltags als Yogalehrerin in meinem Blogartikel zeigen konnte.
      Gerade wenn du vor der Entscheidung stehst, ob du dich selbstständig machst oder lieber nicht, sei es hauptberuflich oder erst einmal nebenberuflich. Da ist es wichtig, sich ein umfassendes Bild des Berufsalltags zu machen. Ich bin gespannt, wie du dich auf deinem Herzensweg entscheidest und wohin dein Herz dich führt.
      Alles Liebe
      Stefanie

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