Langeweile im Kinderyoga ist eine Herausforderung. Denn was tun, wenn sich Kinder beim Yoga langweilen und nicht mitmachen wollen?! Als Kinderyogalehrer:in solltest du dich auf solche Situationen vorbereiten. Hier erkläre ich dir, wie du deine Asana der Langeweile findest.

Wie immer gibt es bei allen Situationen im Leben als Kinderyogalehrer:in nicht DAS Patentrezept. Das wäre auch langweilig, oder? Jeder von euch kennt bestimmt die Situation, wenn du dir so viele Gedanken für eine Stunde gemacht hast und sich in dir schon ein kleines Feuerwerk entzündet, voller Vorfreude beim Ausprobieren. Du zelebrierst deine Stunde förmlich mit den Yoginis und schaust plötzlich auf eine Matte neben dir, auf der ein Kind überhaupt nicht mitmacht, unruhig ist oder äußert „Mir ist voll langweilig“.

Bevor du weiterliest, schließe mal kurz die Augen und horche in dich hinein. Wie reagierst DU in solch einem Moment? Was geht dir durch den Kopf? Begeisterungsstürme sind es vermutlich nicht, oder? Aber genau diese könnten es sein. Warum? Das möchte ich dir in diesem Beitrag mit auf den Weg geben. Feiere diesen Moment mal getreu dem Motto „Grow while stopping the flow“!

Denn genau das ist es, was unsere Arbeit mit den Kindern ausmacht. Kinder sind authentisch, ohne Schnick-Schnack aber mit viel Schabernack.

Junge liegt gelangweilt kopfüber auf der Couch

Langeweile: Alarm, Alarm es ist wieder soweit!

Bei dem Begriff Langeweile werden bei einem Großteil der Menschen regelrecht Alarmglocken ausgelöst. Langeweile ist für viele Eltern ein Zustand, bei dem die Kinder auf den ersten Blick nicht ausgelastet sind und der schnell abgewendet werden muss. Aber warum eigentlich?

Vielleicht ist es der Druck, der Zeitgeist der modernen Welt, dass jede Minute möglichst sinnerfüllt genutzt werden muss. Vielleicht steckt auch die Sorge dahinter, dass diejenigen, die sich langweilen, früher oder später Quatsch machen könnten. Hier haben wir eine Herausforderung für alle Beteiligten solcher Situationen. Langeweile muss man aushalten können! Wie wäre es denn, Langeweile mal als etwas zu sehen, dass nicht entsteht, wenn Reize von außen fehlen, sondern sich kleine oder große Menschen auf genau diese nicht mehr konzentrieren können oder wollen.

Genau dort kannst du in deinen Yogastunden oder auch daheim im bewegten Familienleben ansetzen. Versuche die Bedürfnisse des Kindes hinter einer solchen Aussage zu erkennen. Je nachdem aus welcher Alltagssituation heraus sie kommen kann es schlichtweg einfach eines unserer Grundbedürfnisse wie Hunger, Durst, Müdigkeit oder Harndrang sein, welches dazu führt, dass Kinder von der Stunde abschweifen (wollen). Wenn das Bedürfnis nach Ruhe/ Rückzug dahintersteht, kann es sein, dass das Kind sich in seine Matte einrollt, nicht mitmacht, sondern (nur) schaut oder wirklich Langeweile äußert. Gehe den Dingen auf den Grund. Frage „Was brauchst du?“; „Was möchtest du?“. Tritt das Verhalten öfter auf, frage mal bei den Eltern nach. Oft sind die (gerade bei den Jüngeren) Stillsten oder nicht direkt Teilnehmenden, diejenigen, die zuhause die Stunde/ Elemente für sich üben oder Dinge erst beobachten bevor sie sie ausprobieren.

Was bei Langeweile im Kinderyoga tun?

Biete den Kindern eine Pause an, in Form von Pausenpositionen (z.B. Kindhaltung, Igel- oder Stein Asana) an; führe eine Trink- und Pipi-Pause ein. Komm mit dem Kind ins Gespräch. Kinder möchten gesehen werden, mit all ihren Bedürfnissen. Lass zum Beispiel Lieblingsspiele, Asanas, verschiedenste Hilfsmittel wie Seifenblasen, Bälle, Tücher, Steine, Zauberstab usw. mit einfließen. Wechsle bewegte Phasen und ruhige Elemente einer Stunde ab, um entspannt in die Ruhe kommen zu können. In manchen Fällen helfen auch kleine Aufgaben, wie Dinge verteilen, einsammeln, Ansagen machen etc., um ein Kind direkt mit einzubinden und mit Spaß bei der Sache zu halten. Kein Kind ist wie das andere.

Lerne auch als (Kinder-)Yogalehrer:in die bunte Palette der Energiebündel kennen. Nimm den Druck und den eigenen Anspruch bei dir oder auch bei Eltern in Familienyogastunden heraus. Nicht alles, was in der Stunde geschieht, hängt direkt mit dir zusammen. Gehe nach besonders herausfordernden Stunden in die Reflexion. Langeweile bietet eine Möglichkeit zur Reflexion für alle Beteiligten. Aus einem entspannten Zustand heraus, der in der Langeweile
entstehen kann, kommt man in den Prozess der Kreativitäts-Entwicklung herein. Neue Ideen werden herausgekitzelt und eine Quelle kann lossprudeln. Allerdings müssen wir dafür erst einmal den Moment der Langeweile aushalten und nicht auslöschen wollen.

Was ich für meinen Teil so wichtig finde, ist, dass wir uns für alle kleinen und großen Kinder dieser Welt wünschen, dass sie sich selbst besser kennen lernen, eigene Bedürfnisse wahrnehmen und äußern lernen und es somit ein grandioser Moment ist, wenn genau das in deinen Yogastunden passiert. Wenn es vielleicht auch mal deinen „Flow-Zustand“ unterbricht, aber im Nachhinein die Stunde wachsen lässt. Wenn du merkst, das eine Unruhe aus anderen Gründen herrschen könnte biete mal sensorischen Input an, wie:

  • Dinge zum Fühlen (Federn, Steine..)
  • Schmecken (Obst, Schokoladenmeditation..)
  • Riechen (Tannennadeln, Lavendel, Zitrone..)
  • Hören (Meeresrauschen, Geräuschequiz…)
  • Etwas zum Beschweren des Körpers
  • Einrollen in Decken oder Matten
  • ziehe eine Massagegeschichte vor
  • Für manche Stunden kann ein Kreativteil wie Asana-Ausdenken
  • etwas Basteln
  • Mandala legen
  • achtsames Beobachten von Gegenständen den Kopf in einen kreativen Prozess hinein gleiten lassen und damit wären wir wieder im „Flow-Zustand“ unserer Wunschvorstellung zurück!

Kiste mit Stofftieren und Spielzeug

Was packst DU jetzt für DEINE Stunden in die „Notfallkiste“?

  • „Ich bin gut, so wie ich bin“ (gilt für kleine und große Menschen)
  • Nimm den Erwartungsduck bei dir und bei anderen Menschen heraus
  • Nimm die Bedürfnisse der Kinder wahr; frag nach
  • Hab eine Notfall-Ideenkiste für die Kinder und dich parat
  • Biete Pausenpositionen/ Optionen an
  • Sei empathisch
  • Feiere das Wahrnehmen eigener Bedürfnisse der Kinder
  • Sei spontan
  • Lasse Raum für Kreativität
  • Hab Spaß
  • Kreiere deine Asana der Langeweile

Was meinst Du? Kannst du die Langeweile demnächst vielleicht einen LANGE WEILE aushalten und genießen? Ich wünsche dir viel Spaß dabei! Lasse dabei etwas Schönes
entstehen, denn wenn der Alltag ohne Langeweile uns eingeholt hat, bleibt nämlich erschreckenderweise nicht viel Platz für Kreativität und Schabernack!


VIDEO: Tipps & Tricks – Langeweile im Kinderyoga ?!


Über die Gastautorin Sabine Blum

© Sabine Blum

Sabine ist dreifache Mama, die so gut es geht, dem eigenen inneren Kind mit Begeisterung Raum zum Ausleben gibt. Sie genießt es mit oder ohne ihre drei Energiebündel Zeit auf der Yogamatte oder draußen in der Natur zu verbringen. Beruflich ist die gelernte Kinderkrankenschwester nun als Yogalehrerin für Kinder, Teens, Schwangere und Mamas mit Babys unterwegs und liebt es Klein und Groß ein Stück des Weges begleiten zu dürfen.

Für die Yogastern Akademie unterstützt sie Stefanie als Co-Referentin für die 100h Kinderyoga- und Teenyogalehrer Ausbildung.

Hier erfährst du mehr über Sabine: https://www.yogamitbieneblum.de


Vielen Dank, liebe Sabine, für deine Gedanken und Tipps rund um das Thema Langeweile! Eine tolle Inspiration, um Langeweile mal mit anderen Augen zu betrachten – beim Kinderyoga wie im Familienalltag!

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