Dass dich die feste, aufmerksame Umarmung eines geliebten Menschen entspannen kann, hast du bestimmt schon erlebt. Berührung ist erwiesenermaßen ein wirksames Mittel, um Stress zu reduzieren, Trost zu spenden, das Immunsystem zu stärken und Glückshormone auszuschütten – sofern die Berührung beidseitig gewollt ist und in einem vertrauensvollen Umfeld geschieht.
In diesem Gastartikel erzählt uns Autorin Silke Schuster mehr über das Thema Thai-Yoga und wie es auch dir gegen Stress helfen kann.
Entwicklungspsychologen und Bindungsforscher haben längst herausgefunden, wie bedeutsam Nähe und Körperkontakt für die emotionale und kognitive Entwicklung von Säuglingen und Kleinkindern sind. Aber auch wir „Großen“ können nicht ohne, auch wenn es natürlich individuelle Unterschiede gibt. Entscheidend hierbei ist, wie viel körperliche Zuwendung wir in den ersten 12 bis 18 Lebensmonaten erfahren haben. Übergriffige Umarmungen oder einseitig erwünschte Berührung taugen selbstverständlich nicht zur Stressreduktion oder zum Glücklichmachen.
Grundsätzlich ist jedoch klar: Körperkontakt ist (jenseits von Corona) die Basis unseres Miteinanders. Aber warum eigentlich?
Sinnesorgan Haut
Die Haut als größtes Sinnesorgan des Menschen bildet sozusagen unsere Schutzschicht zur Außenwelt. Sie verfügt über Millionen von Rezeptoren und Nervenenden, über die sie Temperatur-, Druck- oder Berührungsreize wahrnimmt. Nervenbahnen leiten die Signale der Hauptrezeptoren zum Gehirn, das gilt auch für die emotionale Einordnung der entsprechenden Berührung: Ist sie angenehm oder unangenehm? So unglaublich all unsere Sinne sind: Der Tastsinn ist der einzige Sinn, ohne den wir nicht überleben könnten!
Entspannung und Glücksgefühle durch Berührungen
Lösen Berührungen positive Gefühle aus, läuft die Hormonausschüttung auf Hochtouren: Oxytocin beispielsweise schützt vor Stress und ist für die Glücksgefühle mitverantwortlich. Spannend dabei: In der Regel brauchen wir Menschen keine Anleitung dafür, wie schnell oder vielmehr wie langsam und sanft Berührungen sein „müssen“, um den Glücksbotenstoff auf den Plan zu rufen. Das machen wir ganz intuitiv. In der Konsequenz dieser Hormonausschüttung verlangsamen sich auch Atmung und Herzschlag. Der ganze Körper entspannt sich, die Seele atmet auf. Es entsteht ein Wohlgefühl.
Für diesen Artikel muss die absolute Kurzform als Erklärung reichen. Natürlich ist der gesamte Vorgang viel komplexer.
Berührungen im (un-)vertrauten Umfeld?
Laut Tastforscher Prof. Martin Grunwald sind Umarmungen umso wirksamer, je vertrauter die andere Person ist. Es ist also vor allem das tiefe Vertrauen und die starke Verbindung, die dieses großartige Gefühl in einer Umarmung entstehen lassen. Ich würde das Gefühl als stärkend, schützend, nährend, beruhigend und ankommend beschreiben. Eine solche Verbindung kann überhaupt erst entstehen, wenn die „Chemie“ stimmt, wenn wir uns im wahrsten Sinne des Wortes gegenseitig riechen können.
Vertraut oder unvertraut: Die Wellness- und Massagebranche erlebt nicht umsonst einen solchen Boom. Denn die Zahl der Single-Haushalte etwa steigt, und Statistiken zufolge berührt ein Mensch mehr als 80 Mal pro Tag sein Smartphone. Je mehr diese technischen Berührungen zunehmen, desto weniger scheinen „normale“ Umarmungen auf der Tagesordnung zu stehen. Selbst das Zusammenleben in einer Partnerschaft ist noch längst kein Garant für ausreichenden Körperkontakt. Grundwald spricht gar von einer sogenannten Berührungsarmut in unserer Gesellschaft.
Also nimm vielleicht öfter mal deine Partnerin oder deinen Partner, die beste Freundin oder Mama und Papa in den Arm – oder lass dich umarmen!
Thai Yoga für mehr Entspannung
Thai Yoga Bodywork ist eine Form von Körperarbeit, die dazu beitragen kann, Stress zu reduzieren. Wir sprechen nicht umsonst von der „Kunst der Berührung“. Es sind die Qualitäten, die Thai Yoga so wert- und wirkungsvoll machen: Dehnungen, Akupressur oder passive Yogahaltungen führen wir achtsam und mit liebevoller Zuwendung aus. Die Berührungen sind klar und langsam, fast schon meditativ. Dank dieser Entschleunigung haben Körper und Seele die Gelegenheit, sich an den ausgeübten Druck anzupassen und eine Ebene tiefer Entspannung zu erreichen.
Exkurs: Berührung für Teenager
Teenager sind in der Regel nicht mehr so offen für das Kuscheln mit den Eltern. Das bedeutet aber nicht, dass sie keine Berührungen bräuchten. Hier können Massagen oder auch Thai Yoga hilfreiche Alternativen sein. Im Buch Thai Kinderyoga* von Sandra Walkenhorst finden Eltern oder Pädagogen Anleitungen für kurze Sequenzen. Auf die Weise kann nach wie vor Körperkontakt und Nähe zwischen Eltern und Jugendlichen entstehen, ohne das „peinliche“ Kuscheln.
Über Gastautorin Silke
Silke ist Yogalehrerin, Thai Yoga Bodyworker und arbeitet unter dem Namen „Wortschusterei“ als Texterin und Redakteurin. Sie unterrichtet achtsames Vinyasa Yoga. Verwurzelt im Tanz, kreiert sie immer wieder Music Flows frei nach dem Motto „Let it flow & breathe to the beat!“. Ihre Begeisterung fürs Schreiben und für Yoga teilt sie auf ihrem Blog Lebensflow.
Vielen Dank, liebe Silke, für deinen tollen Gastartikel und Einblick in dieses spannende Thema, dass wirklich jeden von uns etwas angeht und gerade jetzt in Corona-Zeiten nochmal an Wichtigkeit gewonnen hat.
Weitere Thai Yoga Inspirationen
Auf Yogastern findest du noch zwei weitere Blogartikel zum Thema Thai Yoga mit tollen Übungen: Im Post über Thai Kinderyoga findest du eine Anleitung für eine wundervolle Handmassage.
Die Übung „Gute Gedanken“ sowie die Anleitung für eine Pizza-Massage gibt es in diesem Artikel.
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