Es gibt unzählige Materialien für die Kinderyogastunden. Materialien, die die Stunde bunter, achtsamer, erlebnisreicher, spannender, ruhiger und erlebbarer machen können. Was zu einem meiner Favoriten gehört ist, tadaaaaa, das Schwungtuch. Warum es immer wieder aufs Neue spannend sein kann und fast immer ein Erfolgsgarant ist, verrate ich dir in dieser Blogartikel-Inspiration. Entdecke das Schwungtuch für deine Kinderyogastunden!
Weniger ist mehr
Was suchst du dir für deine Kinderyogastunden aus? Was packst du ins Yogaköfferchen?! Zugegebenermaßen muss es nicht immer das Neueste und Aktuellste sein, was es auf dem Markt gibt. Soll es auch gar nicht. Wiederkehrende Elemente geben den Kindern Sicherheit. Und eine Flut an Material kann auch verunsichern und die Kinder den Fokus verlieren lassen. Aber zwischendurch ist es bei mir an der Zeit – neben den „Dauerbrennern“, beliebten Asanas, Atem- und Entspannungsübungen sowie spielerischen Philosophie Elementen – auch Raum für einen besonderen „Eyecatcher“ zu geben. Zum Beispiel für das Schwungtuch.
Ein vielseitiges Dingsda
Ich habe mich schon zu Kindergarten- und Schulzeiten gefreut, wenn ein buntes Schwungtuch die Wiese oder die Turnhalle erobert hat. Die Kinderaugen strahlen. Dieses, aus der Kinderperspektive riesige Tuch offenbart Spaß und ein Element, mit dem sich jeder gern ausprobieren möchte. Jeder möchte gebannt einen Zipfel vom Tuch ergattern und spürt eine ganz eigene Bewegungsdynamik in der Gruppe. Du kannst es als Thema durch eine ganze Kinderyogastunde mit hindurch nehmen oder auch nur zur Erwärmung oder für Spiele. Es bietet allen in der Gruppe eine Erfahrungsmöglichkeit als Team.
Yoga – Verbindung suchen, spüren, finden
Mit dem Schwungtuch kommen wir auch der Bedeutung des Wortes Yoga ziemlich nah. „Wie jetzt ?!“, möchtest du wissen? Naja, während wir beim Erwachsenen Yoga zwar räumlich gesehen mehr bei uns sind (mental dann auch Stück für Stück), sind wir beim Kinderyoga mitten in einer oft sehr lebendigen Gruppensituation…und „Aktion!“ Bis wir an den Punkt der Ruhe und Entspannung bei den Kinderyogastunden kommen, dauert es manchmal ein wenig. Vorher treffen wir uns zum Yogieren in der Raummitte und verbinden uns, indem wir gemeinsam am Schwungtuch den Wind, die Kraft, die Spannung und das fließende Material spüren. Die Bewegung des einen ist für den anderen spürbar. Wir probieren gemeinsam aus, entdecken und balancieren. Irgendwann kehrt wieder Stille ein. Bei jedem Einzelnen von uns. Ein Erlebnis für Groß und Klein (auch für Teens und Familien). Das Schwungtuch ist ein großartiges Material, um die Gruppendynamik zu erforschen und das Gruppengefühl zu stärken.
Wie kann ich das Tuch genau einsetzen?
Um dir zu zeigen, wie du das Tuch einsetzen kannst, kommen im Folgenden nun ein paar Ideen:
- Wind und Wellen spüren lassen (es kann auch dabei ruhig mal ein Kind im oder unterm Tuch sitzen)
- Einatmung (EA) und Ausatmung (AA) visualisieren und synchronisieren, mit EA Tuch hoch schwingen, AA herunter schwingen
- Gemeinsam mit gespanntem oder durchhängendem Tuch etwas transportieren
- Auf Zuruf wechselt jedes 2. Kind (kann auch nach Altersangabe, Vorlieben, Haustier etc. stattfinden) den Platz und darf einmal unterm Schwungtuch durchflitzen
- „Zuzwinkern“ – ein Kind zwinkert einem anderen zu und diese beiden wechseln unterm Tuch die Plätze
- Karussell fahren – ein Teil der Kinder sitzt im Tuch (vielleicht Rücken an Rücken) und wird im Kreis gedreht
- EA auseinander laufen, Tuch spannen; AA in der Mitte zusammen kommen
- Fliegender Yogi – ein Kind setzt sich in die Mitte und wird vorsichtig durch den Raum bewegt, „getragen“, die Kinder geben abwechselnd Bewegungsrichtungen vor
- Loslass-Übung – wir schwingen das Tuch mit einem Countdown mehrmals hoch und runter und lassen bei 0 das Tuch los und es flattert wie ein Fallschirm durch den Raum (als Bild kann jedes Kind zum Beispiel etwas loslassen, wegschicken, was es an diesem Tag als blöd empfunden hat)
- Riesenmandala – Tuch als Untergrund für ein Mandala nehmen, inkl. Partnerübungen oder Gruppenübungen, wenn alle um das Tuch sitzen, liegen oder stehen
Bei der Kinderyoga Weiterbildung haben wir ausprobiert, wie es sich anfühlt gemeinsam eine Balance zu halten und dabei noch das Schwungtuch rauf- und runter zu bewegen.
Kann das auch nach hinten losgehen?!
Ja, kann es natürlich auch. Beim Kinderyoga holst du jeden Teilnehmer ganz genau da ab, wo er steht. Die Stunden und Kurszusammensetzungen können wie eine gemischte Nasch-Tüte beim Süßwarenhändler des Vertrauens sein. Um wortwörtlich die richtige Kurve oder den Schwung mitzunehmen, würde ich den Kindern immer Raum geben, um auszuprobieren. Gib ihnen Raum, um Wünsche zu äußern, hab ein offenes Ohr und ein waches Auge. Sei empathisch, damit es keinem zu wild wird, und bringe dynamische und ruhige Elemente gleichermaßen mit ein. Tipp: Lass die Kinder am Anfang ruhig mal ausprobieren, wie man das Tuch schwingen kann. Sie werden bestimmt mal kurz etwas wilder schwingen und entladen, so aber auch etwas Energie loslassen und sind im Anschluss aufnahmefähiger. Beginne mit Übungen zum Spüren und Material erforschen und bringe dann mehr und mehr Ideen mit ein. Gib einen sicheren Rahmen vor.
Ganz wichtig: Hab Spaß!
Genieße die Stunde, das Lachen und die Begeisterung. Denk dich in deine eigene Kindheit zurück, welche Freude du vielleicht verspürt hast. Vielleicht gehst du dann gemeinsam mit den Kindern in den Zirkus, ans Meer, auf den Spielplatz oder den Orientexpress. Dann wird DAS Schwungtuch nicht nur bunte Deko-Raummitte, sondern ein Erlebnisplatz. Viel Spaß und windige Momente!
Alles Liebe, deine Sabine
Sabine gehört zum Yogastern-Blog-Team und unterstützt Stefanie in der Yogastern Akademie als Co-Referentin für die 100h Kinderyoga & Teenyogalehrer Weiterbildung. Auf dem Yogasternblog findest du in der Kategorie „Kinderyoga und Teenyoga“ weitere Inspirationen von Sabine rund um das Thema Yoga für Kinder, Jugendliche und Familien:
- Sonnengrüße für Kinder – „Let the sun shine in“
- Achterbahnyoga – Kinderyogaübungen bei Wut
- Im Weltraum – eine Fantasiereise für Kinder
Bildnachweise: Titelbild und Porträtbilder Sabine & Stefanie: © Carolin Lages Fotografie
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